In meiner Yogalehrerausbildung war das Mantrasingen nie wirklich mein Ding. Wann immer es möglich war, habe ich versucht, mich darum zu drücken. Doch auf Umwegen – sozusagen durch die Hintertür – habe ich mich dieser Übungsform wieder angenähert. Dabei hat vor allem die Beschäftigung mit der buddhistischen Yogachara-Philosophie und den Arbeiten von Donald D. Hoffman, einem Professor für Kognitionswissenschaft, eine wichtige Rolle gespielt. Hoffman plädiert in seinen Vorträgen und Veröffentlichungen (z. B. auf YouTube und TEDx) für einen Paradigmenwechsel in der Wissenschaftstheorie, der mich tief inspiriert hat.
Seine evolutionstheoretisch gestützte Perspektive, Bewusstseinsvorgänge als fundamentale „Bausubstanz“ der Realität zu begreifen, eröffnet viele neue Sichtweisen, wie die Bedeutung von kohärenten Schwingungen wertzuschätzen.
Manche Mantren wirken allein durch ihre Schwingung, während andere – meiner Meinung nach – archetypische Muster (im Sinne von C. G. Jung) ansprechen. Wenn man ein Mantra chantet, das einem bestimmten mythologischen Archetypus zugeordnet ist, öffnet man der eigenen Persönlichkeit den Raum, um diese archetypischen Eigenschaften in sich zu integrieren oder zu verstärken.
Darüber hinaus kann das Chanten auch als Methode verstanden werden, tranceähnliche Zustände zu erreichen – ähnlich den sogenannten Flow-Zuständen, in denen der präfrontale Cortex weniger aktiv ist. Diese Zustände ermöglichen es uns, das Gefühl der Verbundenheit mit etwas Größerem zu erfahren, jenseits des rein Rationalen.
Nicht zuletzt spielt im Yoga der Umgang mit Emotionen eine zentrale Rolle. Wir wollen Gefühle nicht unterdrücken oder im Körper stauen, sondern sie ins Fließen bringen und ausdrücken. Kirtan kann hier ein kraftvolles Mittel sein, um diesen Prozess zu unterstützen. Die Wirkung lässt sich leicht selbst erfahren – einfach mal ausprobieren.
Namaste, Jay!